Die 4. industrielle Revolution – Was bedeutet das?

Die 4. industrielle Revolution

Die Digitalisierung der Industrie ist ein sehr komplexer und vielschichtiger Prozess und eine der größten Herausforderungen unserer heutigen Zeit. Die sogenannte 4. industrielle Revolution hat viele soziale, technologische und arbeitsrechtliche Auswirkungen auf die heutige Arbeitswelt. Diese Konsequenzen betreffen u.a. die Themen berufliche Aus- und Weiterbildung, Arbeitnehmerschutz, Datensicherheit und Work-Life-Balance.

Inhalt

Industrie 4.0 – die Digitalisierung der Industrie

In den letzten Jahrzehnten hat die Digitalisierung mit atemberaubender Geschwindigkeit alle privaten und öffentlichen Lebensbereiche in unserem Alltag erobert und unsere Lebensweise und Konsumgewohnheiten grundlegend verändert.

Inzwischen hat die digitale Revolution auch die Industrie erreicht und auch hier die Spielregeln neu definiert. Ziel dieses Prozesses ist die Verschmelzung der industriellen Produktion mit moderner Informations- und Kommunikationstechnologie. Dies soll eine industrielle Produktionskette ermöglichen, in der Menschen, Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte über intelligente und digital vernetzte IT-Systeme in Echtzeit direkt miteinander kommunizieren und kooperieren. Diese digitalisierte Produktions- und Wertschöpfungskette soll sich weitestgehend selbst organisieren, überwachen, steuern und optimieren können. Dieser neue Trend wird in Deutschland in den Medien unter dem Begriff Industrie 4.0 thematisiert

Die Vorteile von Industrie 4.0 für Unternehmen liegen auf der Hand: sie ermöglicht u.a. eine Verschlankung, Automatisierung, Beschleunigung und Optimierung von vielen Arbeitsabläufen und Produktionsprozessen. Dies wiederum ermöglicht Unternehmen eine erhebliche Personal- und Produktionskostensenkung und eine enorme Umsatz- und Gewinnsteigerung durch einen effizienteren Einsatz von Produktionsressourcen und -anlagen, eine höhere Produktionsauslastung und eine Produktivitätssteigerung.

Arbeit 4.0 – die Digitalisierung der Arbeitswelt

Die sozialen, arbeitsrechtlichen und technologischen Auswirkungen von Industrie 4.0 haben inzwischen auch unsere Arbeits- und Berufswelt erreicht und auch hier zu tiefgreifenden Umwälzungen und nachhaltigen Veränderungen geführt. Diese neue Entwicklung wird in Deutschland in der Öffentlichkeit unter dem Stichwort Arbeit 4.0 diskutiert.

Dieser Begriff umfasst alle mit der Digitalisierung verbundenen Veränderungen der Arbeitsformen, -verhältnisse und -bedingungen, Organisations- und Führungsstrukturen und Unternehmenskultur in der heutigen Arbeitswelt

Die Industrie 4.0 hat den Wissensfortschritt und den technischen Fortschritt erheblich beschleunigt und damit die Verfallszeit von technischem und beruflichem Wissen sehr verkürzt. Sie hat viele neue digitale Berufsqualifikationen und Ausbildungsinhalte geschaffen, die heutzutage in vielen Branchen berufliche Mindestanforderungen und allgemeine Einstellungsvoraussetzungen sind und ohne die man im modernen Berufsleben einfach nicht mehr auskommt.

Die Industrie 4.0 hat zu mehr Schnelllebigkeit und Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt geführt, den Leistungs- und Weiterbildungsdruck auf Arbeitnehmer erhöht und lebenslanges Lernen zu einer entscheidenden Bedingung für Erfolg in Beruf und Karriere gemacht.

Wer in der dynamischen Arbeits- und Berufswelt von heute auch morgen noch erfolgreich mit der Konkurrenz mithalten will, der muss sich auf eine ständige berufliche Aus- und Weiterbildung einstellen, um seine eigenen digitalen Kompetenzen fortlaufend zu erweitern, verbessern und aktualisieren. Diese sind heutzutage in fast allen Branchen ein entscheidender Wettbewerbsvorteil zur Verbesserung der eigenen Job-, Karriere- und Gehaltschancen.

Weiterbildung 4.0 – Verbesserung der digitalen Kompetenz

Inzwischen haben auch viele private und staatliche Bildungsträger die immer höhere Nachfrage nach beruflicher Aus- und Weiterbildung im Bereich digitale Kompetenz erkannt. Diese wird in Deutschland allgemein unter dem Begriff berufliche Weiterbildung 4.0 zusammengefasst.

Sie haben ihr berufliches Aus- und Fortbildungsangebot um eine Vielzahl von entsprechenden Kursen, Seminaren, Lehrgängen und Schulungen erweitert und vermitteln Arbeitnehmern aus allen Branchen umfangreiche und aktuelle IT- und Software-Anwenderkenntnisse, um sie fit für den Arbeitsmarkt von morgen zu machen

Im Folgenden bekommen Sie einen Überblick über die Problem- und Fragestellungen, Risiken und Chancen von Arbeit 4.0

Telearbeit – eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben

Ein wichtiger Aspekt ist die Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort durch Telearbeit. Diese bietet sowohl Vor – als auch Nachteile.

Einerseits ermöglicht Telearbeit Arbeitnehmern weitaus mehr Flexibilität, Freiheit, Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung bei der Arbeit. Mit Laptop und Internetzugang kann man zeit- und ortsunabhängig arbeiten – entweder allein oder im Team. Die besseren Anpassungsmöglichkeiten von Arbeitszeit und -ort an die persönlichen Ansprüche und individuellen Bedürfnisse erlauben Berufstätigen eine bessere Vereinbarkeit von Berufs-, Privat- und Familienleben, eine bessere Work-Life-Balance, eine individuellere und zuverlässigere Lebens- und Familienplanung, mehr Freizeit und Lebensqualität und eine bessere, angenehmere Arbeitsumgebung und -atmosphäre. Diese Vorteile sorgen bei Arbeitnehmern für mehr Motivation, Leistungsbereitschaft, Zufriedenheit und Produktivität als starre „9 to 5“-Kernarbeitszeiten und starre Arbeitsplatzkonzepte wie ein festes Büro und ein fester Schreibtisch.

Remote work – Gefährdung des Arbeitnehmerschutzes?

Andererseits ist Telearbeit in puncto Arbeitsrecht juristisches Neuland und könnte den Arbeitnehmerschutz aufweichen.

Das klassische Arbeitsrecht, das den Arbeitnehmerschutz einschließt, greift nicht bei Telearbeit, da es aus juristischer Perspektive zurzeit noch einen festen Arbeitsort und eine feste Arbeitszeit voraussetzt. Die Arbeitnehmerrechte, -pflichten und -schutz bei der Telearbeit sind derzeit also noch nicht eindeutig juristisch geklärt. Bis dies geschehen ist, können Themen wie Arbeitnehmerüberwachung, ständige Erreichbarkeit und Unterbezahlung bei der Telearbeit für Beschäftigte arbeitsrechtliche Risiken darstellen.

Cloudworking und BYOD – Gefährdung des Datenschutzes?

Ein anderer wichtiger Aspekt sind digitale, flexible und vernetzte Arbeitskonzepte. Dabei sind virtueller Speicherplatz und darauf abgelegte Mitarbeiter- und Kundendaten über einen Internetanschluss für jeden immer und von überall aus zugänglich.

Durch die offene Datenspeicherung und den ungeschützten Datentransfer bieten diese Arbeitskonzepte Angriffsflächen für Hacker und Möglichkeiten für den Diebstahl und den Missbrauch von persönlichen, sensiblen Mitarbeiter-, Geschäfts- und Kundendaten. Deshalb stellen sie eine Gefährdung des Datenschutzes und der IT-Sicherheit dar.

Unter dem Begriff „BYOD“ („Bring Your Own Device“) versteht man die Nutzung von privaten digitalen Endgeräten wie Computer, Laptops, Tablets, Notebooks und Smartphones für die dienstliche Arbeit – anstatt von hierfür gesetzlich vorgeschriebenen dienstlichen IT-Endgeräten.

Der Begriff „Crowdworking“ bzw. „Crowdsourcing“ bezeichnet eine virtuelle, flexible und vernetzte Form der Arbeitsteilung und Zusammenarbeit im Team, die auf speziell konzipierten Arbeitsplattformen im Internet stattfindet.

Unter dem Begriff „Desk Sharing“ versteht man eine flexible Arbeitsorganisation, bei der Mitarbeiter keinen festgelegten Arbeitsplatz haben und – je nach Bedarf – ihren Arbeitsplatz im Büro täglich frei wählen dürfen. Diese Arbeitsform ist auch unter den Namen „Shared Desk“, „Flexible Office“ und „Hot Desking“ und ist ideal für agile Arbeitsweisen geeignet.

Der Begriff „Cloudworking“ bezeichnet ein digitales, flexibles und vernetztes Arbeitskonzept, bei dem Mitarbeiter- und Kundendaten nicht mehr konventionell an einem einzigen, geschützten physischen Speicherort (wie einem Unternehmensserver) zentral gespeichert werden. Stattdessen werden diese verteilt in mehreren offenen, virtuellen Datenwolken im Internet abgelegt und damit für alle Mitarbeiter zeit- und ortsunabhängig zugänglich gemacht. Dieses Arbeitskonzept soll die Arbeitsteilung und Zusammenarbeit im Team optimieren.

Geschäfts- und Kundendaten sind heutzutage das Kapital und das höchste Gut vieler Unternehmen. Sie sind für viele Firmen genauso wertvoll wie virtuelle Währungen. Ein ausreichender Datenschutz und eine effektive IT-Sicherheit sind deshalb die beste Absicherung gegen einen Ausfall, Verlust oder Diebstahl dieser Daten.

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